Bei zwei Infoveranstaltungen in den Landratsämtern Bayreuth und Kulmbach zählten wir jeweils mehr als 100 Besucherinnen und Besucher. Die Resonanz zeigt: Die Verunsicherung ist groß, umso wichtiger ist neutrale und fachkundige Information!
Vor dem Hintergrund der angestrebten Dekarbonisierung im Gebäudesektor bis spätestens 2045 ist der Einbau einer neuen Heizung durchaus zu einer Herausforderung geworden. Um hierbei auf der sicheren Seite zu sein, bietet sich unter anderem die Wärmepumpe an. Sie kann Umweltwärme aus der Luft, dem Erdreich oder dem Grundwasser effizient zu Heizzwecken nutzen.
Im Neubau ist diese Technologie schon seit Jahren das am häufigsten eingesetzte Heizsystem. Jedoch geriet im Zuge des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) vom Jahr 2023 die Wärmepumpe in einem Strudel aus Halbwahrheiten. Dies hat sicherlich bei dem ein oder anderem Immobilienbesitzer, welcher in letzter Zeit über den Heizungstausch nachgedacht hat, eine signifikante Verunsicherung ausgelöst.
Um Unsicherheiten und Wissensdefizite weitestgehend zu beseitigen, bot die Energieagentur Oberfranken e.V. interessierten Bürgerinnen und Bürgern am 17. und 18.April zwei Abendveranstaltungen zum Thema Wärmepumpe in den Landratsämtern Bayreuth und Kulmbach an.
Dabei gab jeweils Felix Uthoff vom Bundesverband Wärmepumpe e.V. (BWP) einen ersten Überblick in die Thematik. Er legte dar, welche Varianten von Wärmepumpen möglich und welche technischen Kennzahlen bei Wärmepumpen relevant sind; zum Beispiel die Jahresarbeitszahl. Des Weiteren erörterte er, an welchen Stellschrauben man in einem Bestandsgebäude drehen sollte, damit der Einbau einer Wärmepumpe gelingt, wie zum Beispiel der Absenkung der Vorlauftemperatur oder der Austausch der Heizkörper. Außerdem ging Uthoff auf den aktuell geltenen Rechtsrahmen ein. Derzeit ist beim Umstieg auf die Wärmepumpe eine Förderung von bis zu 70 Prozent möglich. Die aktuell sehr schleppende Marktentwicklung bei Wärmepumpen macht Uthoff zufolge auch den Kulmbacher Herstellern zu schaffen. Langfristig werde sich die Wärmepumpe als wichtigstes Heizsystem der Wärmewende aber durchsetzen.
Im zweiten Teil folgten Erfahrungsberichte von Wärmepumpenbesitzern, die den Einbau in einem Bestandsgebäude gewagt haben.
Die ambitionierteste Lösung präsentierte Stefan Holzheu aus Harsdorf. In einem 2006 sanierten Altbau, der ursprünglich aus den sechziger Jahren stammt, tauschte er die Ölheizung gegen eine Wärmepumpe und ein Klima-Splitgerät. Darüber hinaus installierte er noch PV-Module, selbst auf dem Norddach, um seine Wärmepumpen zumindest teilweise mit Strom zu versorgen. Holzheu, der an der Universität Bayreuth tätig ist, begleitete aus wissenschaftlicher Neugier den Betrieb seiner Wärmepumpen mit detaillierten Messungen. So konnte er nicht nur den Stromverbrauch seiner Wärmepumpen detailliert erfassen, sondern auch die Strommenge, die von eigenen Dach kommt. Auch Sebastian Born aus Wonsees ging den Einbau seiner Wärmepumpe bei seinem Einfamilienhaus ambitioniert an, indem er die ganze Wärmepumpe samt Fußbodenheizung in Eigenregie eingebaut hat. Born setzt aber auf ein Hybridsystem: Der Ölkessel in seinem Haus aus den 1990ern blieb bestehen, die Wärmepumpe übernimmt aber den wesentlichen Teil der Wärmebereitstellung. Born zeigte, wie die Sanierung ablief, was der Umbau gekostet hat und was bei der Inbetriebnahme beachtet werden sollte.
Nach den Erfahrungsberichten konnten noch zahlreiche Fragen aus dem Publikum beantwortet werden.
Insgesamt fällt das Fazit sehr positiv aus. Beide Veranstaltungen waren mit deutlich über 100 Teilnehmern sehr gut besucht und wurden von den Zuhören als sehr interessant befunden. Der Andrang war so groß, dass noch 2024 weitere Infoabende geplant sind.
Wer nicht dabeisein konnte oder die Informationen noch einmal in Ruhe durchlesen möchte, kann die Präsentationsfolien auf der Website des Landratsamts Bayreuth herunterladen: